Food Campus Berlin Webtalk: Was kommt, was geht, was bleibt?

In diesem Webtalk lädt der Food Campus Berlin unter der Moderation von Jörg Reuter und Caroline Schultz zu einem interaktiven Austausch ein, um gemeinsam auf das Jahr 2022 zurückzublicken und einen Ausblick auf die aktuellen Trends des kommenden Jahres zu geben.

 

Ein Ausblick von Jörg Reuter

Was kommt, was geht, was bleibt. Ein etwas irrsinniges Jahr neigt sich dem Ende. Auch wenn in diesem Jahr fast nichts normal war, fragen wir uns natürlich mit dem Blick auf die Zukunft der Lebensmittel, was das Jahr gebracht hat und wohin wohl die Reise gehen wird. Ich sehne mich etwas nach den Zeiten, in denen „Chia & Co.“ das Aufregendste war, was es zu vermelden gab. Die Themen wurden in den letzten drei Jahren grundlegender, existenzieller. Die Klimakrise ist da. Punkt. Die Arbeitswelt hat sich grundlegend verändert und damit die Art, wie und wo wir unter derWoche essen.

Unser Gesundheitsbedürfnis durfte drei Jahre Achterbahn fahren, ebenfalls mit massiven Auswirkungen auf unser Ess- und Einkaufsverhalten. Bio-Produkte gingen zwei Jahre förmlich durch die Decke, um jetzt in Zeiten von Inflation und Kriegsängsten in den Prioritätenlisten der Konsument:innen deutlich zurückzufallen. In solchen turbulenten Zeiten bin ich froh, dass es erfahrene Analysten wie Robert Kecskes von der GfK gibt, der uns immer wieder zuruft „der Aufzug fährt weiter nach oben, aber ruckelt gerade etwas“. Ein sehr treffendes Bild, wie ich finde, denn in ruckelnden Aufzügen fühlt man sich selten wohl. Kecskes nennt die Zeiten, in denen wir uns befinden „zwischen Melancholie und Rebellion“.

Grundsätzlich müssen wir uns immer wieder darauf besinnen, dass sich grundlegende Werte nicht so schnell ändern. Es ist also gut, den Nebel der multiplen Krisen kurz zu durchbrechen, um langfristige Trends zu identifizieren und von kurzfristigen Phänomenen zu differenzieren. Wenn sich etwas unaufhörlich seinen Weg bahnt, dann ist es sicher das Thema „Planetary Health“. 

Als wir mit dem Food Campus-Konzept im Jahr 2021 begannen, mussten wir in Präsentationen immer noch erklären, was es mit dem Begriff auf sich hat. Und mit dieser zunehmenden Erkenntnis, dass wir am Thema Planetary Health nicht vorbeikommen werden, zeigt sich auch die Kraft und Beharrlichkeit der weiteren Themen, die alle auf das übergeordnete Ziel der planetaren Gesundheit einzahlen. Ob wir es mit einer Planetary Health Diet oder einem Planetary Health Lifestyle zu tun haben, also mit Verzicht oder mit Lust liegt an jedem Einzelnen. Aus der Planetary Health Diskussion ergeben sich die Themen, die 2022 bereits ordentlich an Fahrt aufgenommen haben und sich 2023 und darüber hinaus weiterhin ihren Weg bahnen werden. Dazu gehören natürlich die ganzen Bioreaktor basierten Produktionen. 

Auch wenn diese unter die Novelfood-Verordnung fallen, langwierige Zulassungsprozesse durchlaufen werden müssen und viele Fragen (Nährmedien, Kosten) nicht abschließend geklärt sind, das Thema Plantbased bleibt. Spannend wird hier, wie wir eigentlich mit dem Thema Nüsse umgehen wollen, die ja mit 7% Empfehlung einen gewissen Anteil in der Planetary Health Diet Empfehlung der Eat Lancet einnehmen. Spannend wird auch, ob sich Gemüse doch noch Stück für Stück in die Tellermitte arbeiten wird. Hanni Rützler nannte das mal treffend die „Kopernikanische Wende“.

Weitere Trends diskutieren wir in unserem nächsten Webtalk am 14.12.2022. Dabei wird es auch darum gehen, wohin die Reise der Tierhaltung sich entwickeln wird. Denn hier ist es Zeit, vom Jammern und Schönreden ins Handeln und Innovieren zu kommen.

 

Jörg Reuter ist Geschäftsführer der Artprojekt Nature & Nutrition GmbH und kreatives Mastermind des Food Campus Berlin, den er inhaltlich konzipiert und kuratiert. Schon heute wird das Innovationszentrum als die zentrale Plattform für die zukunftsfähige Ernährungswirtschaft und als „Epizentrum der Food-Branche“ betrachtet.

 

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